Hortus Biotopia -
Gärten und Gelände
Der Reinighof als Platz ökologischer Nischen in Hülle
und Fülle. Von Generationen für Generationen.
Ein gärtnerischer Umsetzungsplan von Christian Siry
Gesamtkonzept
- Permakulturgemüsegarten
- Obst
- Kräutergarten
- Hecken
-Der Wald und seine Bäume
- Alte Rosen und Wildrosen
- Feuchtbiotope
- Weidenbaukunst
- Lebensraum Totholz
- Wiese
- Kunst
- Bienen
Vorwort
Der Reinighof mit seiner besonderen Lage in einem Tal im süd-
pfälzischen Wald ist an und für sich schon ein 'Naturgarten'. Um
die weiten Wiesenflächen schließen ihn dichte Wälder ein, aus
denen Buntsandsteinfelsen wie Türme ragen. Um den Hof selbst
stehen alte Rosskastanien und Kirschbäume.
Diesen Ort füllen wir mit noch mehr Leben, mit einer Artenviel-
falt, die ihn zu einem blühenden und summenden Ort des Wun-
derns macht. Biodiversität ist ein Schlagwort dieser Zeit. Ein
reichhaltiger Garten, mit Raum und Nahrung für Mensch und Tier,
Sinnesfreuden gleichermaßen.
Die Gestaltung zu einem großen Naturgarten, in dem sich viele,
ineinander greifende kleine Gärten entfalten, ist ein nachhaltiger
Prozess, der sich über Jahre, ja gar über Generationen entwickelt.
Er ist nie zu Ende, alles unterliegt einer natürlichen Dynamik, von
Menschenhand und Herz sanft geleitet. Der Lohn der Mühen er-
gibt sich schon kurzfristig im Moment des Tuns, in der Blüten-
pracht des nächsten Sommers und der herbstlichen Ernte. In all
seiner Pracht aber wohl über Jahre, ja gar erst im Alter der nun
jungen oder in der Jugend der längst noch Ungeborenen.
Dies hier stellt einen Ur- Entwurf da, eine Startausrichtung für
eine langfristige, generationsübergreifende Entwicklung dar, wie
sie mir jetzt nach bestem Wissen sinnvoll erscheint, den Garten
auf den Weg zu bringen. Vielelicht tue ich hier etwas, was andere
weiterführen werden und was sich im besten Falle in sich selbst
vollendet. Man wird es sehen. Und hören, fühlen, riechen und
schmecken, denn all das ist ein Naturgarten.
Mögen viele erdige Hände und blühende Herzen mit diesem
Gartentraum sein!
Der Permakultur- Gemüsegarten
Ein 1200 qm großer Gemüsegarten versorgt die Hofgemeinschaft.
Angebaut werden bevorzugt alte Sorten in bunter Vielfalt. Blaue
Bohnen, lila Tomaten, runde Zucchini und eckige Karotten und vieles
mehr. Auch mehrjähriges Gemüse wie Topinambur und ewiger Kohl,
wildes Gemüse wie die Brennnessel oder der Giersch und fast ver-
gessenes, wie die rote Melde oder die Schinkenwurzel sollen in die-
sem Hort einen Platz finden. Auch Beerenobst hat hier seinen festen
Platz. Der Anbau geschieht experimentell, natürlich biologisch, mit
Elementen der Permakultur nach Holzer oder Fukuoka und eigenen
Inspirationen und Beobachtungen.
Der Garten wird umschlossen von einem Totholzvogelschutzzaun,
zum Schutz vor Rehen und sonstigen 'Nahrungskonkurenten'. Gleich
sam fördert er die Vögel als Nützlinge, entsorgt den Baumschnitt und
ist ein schöner Anblick.
Der Kompostplatz, Verdauungstrakt des Gartens unter Sträuchern
und Bäumen gelegen, wird gerne von Ringelnattern als Unterschlupf
und Babystube genutzt.
Kinder können im Gemüsegarten mit allen Sinnen erfahren, wie die
Erde, im Zusammenspiel mit Regen, Sonne und dem vernetzenden
Gärtner, leckeres Gemüse hervorbringt. Aber auch Erwachsene und
Senioren erfreuen sich an der bunten Vielfalt.
Obst
Im Gemüsegarten wachsen auch Obststräucher; Johannisbeeren,
rot, schwarz, weiß, Jostabeeren, Stachelbeeren, rot, gelb und grün,
aber auch ausgefallenes wie Apfelbeeren, Felsenbirnen, die japa-
nische Weinbeere, Mispeln und eine Kiwi. Eine Himbeerreihe durch-
zieht den Garten mittig in vielen Sorten, Brombeeren im Spalier
grenzen ihn nach Norden ab.
Auch an anderen Stellen des Geländes gedeiht naschbares Strauch-
obst, wie auch Wildobst wie Holunder, Hagebutten, Sandorn, Schlehen
und Sauerdorn.
Es gibt einige große Kirschbäume, Apfelbäume leider nur drei, wo
ich dieses Jahr begonnen habe, sie wieder in Form zu bringen. Es
gibt außerdem einen alten Birnbaum, der kleine, bittere Hutzeln trägt.
Eine Quitte ist gepflanzt. Es gibt ein paar Zwetschgenbäume.
Auf dem Berg und bei den Kastanien gibt es je einen Walnussbaum,
allerdings noch nicht im ertragsfähigen Alter.
Um zukünftig mehr Baumobst zu ernten, haben wir eine Streuobst-
wiese mit alten, regionalen Obstsorten angelegt. Bisher sind es 23
Bäume, vorwiegend Äpfel, aber auch drek Kirschen, zwei Zwetschgen
und eine Reneclaude. Vielen Dank an dieser Stelle an die Baumschule
Rittthaler für die gespendeten Bäume!
Der Kräutergarten
Ein besonderes Kleinod des Reinighofes ist der im Durchmesser
15 Meter breite Kräuterschaugarten in Form zweier ineinander
greifender Spiralen. Eingefasst von roten Sandsteinen ist hier ein
Schatz von größtenteils heimischen Heil- und Gewürzkräutern
wie auch Färberpflanzen zusammen getragen worden. Mehrjäh-
rige Stauden wie der echte Alant, die Bärwurz, Arnika, Rosmarin,
Wermut und Lungenkraut, genauso wie einjährige Kräuter wie
Koriander, Dill, Kerbel und Borretsch. Um die hundert Kräuter sind
schon versammelt. Eine ansprechende Beschilderung ist in Pla-
nung. Wir verarbeiten viele Kräuter frisch ind er Küche und Trocknen
Kräuter für den Winter zum Würzen oder als Tee.
Der Kräutergarten soll Besuchern die vielfältigen Genüsse wie
auch Heilwirkungen der Pflanzenwelt nahe bringen.
Danke an die Gärtnerei Strickler in Alzey für die vergünstigten
Pflanzen und an die Firma Hornbau in Dahn für die Spende des
Wegebelags.
Hecken
Hecken haben eine wichtige Funktion als Nistplatz und Futterpflanze
für viele Tiere. Den Menschen schenken sie Wildfrüchte oder besonders
Holz für Kunst und Handwerk. Wir schonen und erhalten die bestehen-
den Hecken und haben neue angelegt, mit vielen Arten wie Liguster,
Hartriegerl, Kornellkirsche, Weißdorn, Traubenkirsche, Holunder und Hasel.
Der Wald und seine Bäume
Entlang der Straße pflanzen wir die Bäume des Jahres ab dem
Neustart 2012. Da wären bisher die Europäische Lärche und
der Holz- oder Wildapfel. Im Quelltal haben wir eine mächtige,
liegende Eiche als Naturdenkmal ausgerufen. In unseren Wald-
flächen fördern wir die Entwicklung des natürlichen Laubwaldes
und verarbeiten nach und nach die Nadelgehölze. Besonders
schöne und alte Bäume stellen wir unter Schutz. Wir wollen
weitere Waldflächen erwerben, um auch dort Laubwald zu ent-
wickeln.
Alte Rosen und Wildrosen
Unter alten Rosen versteht man historische Sorten, die vor
1867 aus Ostasien eingeführt wurden. Sie sind widerstands-
fähiger und wunderschön, lieblich duftend derer viele. Ge-
pflanzt wurden ausschließlich Sorten mit ungefüllten Blüten,
so das sie den Insekten Nahrung spenden können. Über das
Gelände verteilt begegnet man ihnen in Strauch- oder kletter-
nder Form.
Ebenso haben wir zehn verschiedene Wildrosenarten als 'Dorn-
röschenhecke' gepflanzt, die uns im Herbst leuchtend leckere
Hagebutten schenken.
Feuchtbiotope
Der verwucherte Teich im Anschluss an die große Spiel- und Festwiese wird
hergerichtet werden, von Brombeeren befreit und mit heimischen Arten natur-
nah bepflanzt werden. Er liegt auf einer Krötenwanderungsstrecke. Sozusagen
ein Kröten- jump-in.
Der Pegel des Quellteich im Tal wird mit einer Dammreparatur wieder steigen.
Der Platz um ihn natürlich und ansprechend gestaltet. Mehr dazu in der Projekt-
beschreibung in der Rubrik aktuelle Projekte.
Weidenbaukunst
Im Gelände bei den beiden Teichen bietet sich Raum für den Bau aus
lebenden Weiden. Dort haben wir die alten Kopfweiden gestutzt und
erste Kunstwerke gestartet. Ein Pavillon, wachsende Möbel und vieles
mehr gibt es zu probieren.
Lebensraum Totholz
Es gibt kaum etwas lebendigeres als Totholz. Von der Kinderstube
für die Larven der Käfer bis zur Futterquelle für den Schwarzspecht-
ungeahnte Prozesse spielen sich in verrottenden Stämmen ab, oft
über viele Jahre. So braucht eine tote Eiche, vom Absterben übers
Umfallen bis zur vollständigen Zersetzung um die achtzig Jahre- ein
Menschenleben! Die Larve des Hirschkäfers lebt sechs Jahre lang im
Mulm der toten Eiche, um dann oft nur für ein paar Tage stolzer Käfer
zu sein. Leider sind solche Biotope in unseren Wäldern selten geworden...
Wer schon einmal in einem europäischen Urwald war, der weiß, was
hier fehlt. Hier gibt es kaum stehendes Totholz, auch dicke, liegende
Stämme sind selten. Solche Räume wollen wir bieten. Diese können
durchaus optisch sehr ansprechend sein. Nicht nur der bemooste und
bepilzte Stamm- man kann auch sehr kreativ sein und z.B. Pyramiden
aus Klötzen bauen, sie mit einer Kletterpflanze überwachsen lassen,
schöne Zäune bauen und vieles mehr...
Wiese
Unsere Wiesenstücke sollen vorbildlichen, nachhaltigen
Charakter bekommen. Umso magerer eine Wiese, umso
größer ist die Artenvielfalt, welche wiederum der Tierwelt
zu Gute kommt. Dies heißt für die Wiese extensives Mähen
und Beweidung, Ausblühen lassen der Wildblumen und
einbringen von Saatgut verschwundener Wiesenpflanzen.
Kunst
Das Gelände bietet auch Raum für ansprechende, natursinnige
Kunst in und zwischen den Gärten. Wir sind gespannt, was sich
da entwickeln wird!
Bienen
Wir freuen uns auf unseren 'Bienepischberer' Josef Föhlinger, der
im Mai 2016 sein Bienenprojekt hier startet. Mehr darüber in der
Rubrik aktuelle Projekte.
Wir sind Mitglied bei der Hortus Gartenbewegung, ausgehend
von dem Naturgärtner und Autor Markus Gastl und seinem
Hortus Insectorum.
Mehr Infos auf www.hortus-insectorum.de